Zum Tod von Lothar Rentsch am 19.05.2017

Lieber Lothar,

für die Dorfkirchen Thüringens gibt es die Holzschnitte des Lyonel Feininger. Für das Vogtland haben wir Deine schwarzweißen Destillate der Städte, Brücken und Bahnhöfe, der Parks und Landschaften. Die Linolschnitte, die Bleistiftzeichnungen. Emotional starke Reduzierungen auf kleinem Format, die Abstraktion nicht zum Selbstzweck zelebrieren, sondern zeigen, dass Du dieser Gegend über neun Jahrzehnte mit Kontinuität sehr nahe bleiben konntest. Damit war es Dir gegeben, Provinz zu adeln, eine Spur zu hinterlassen, die Maßstäbe setzt.

Deine Kunst fordert Ruhe ein. Es gibt ein Lebenswerk, welches ohne die Attitüden wilder Gestik und Selbstdarstellung auskommt. Bescheidenheit schließt ja nicht aus, dass Du durchaus auch mit Nachdruck Deine Positionen einbringen und verteidigen konntest. Dabei hast Du nie die offensive Konfrontation gesucht sondern immer die leisere Kommunikationsform bevorzugt. Deine letzten Bilder zeigen oft nachdenklich stimmende, sehr melancholische Situationen. Lieber Lothar, wir konnten gute Jahre mit Dir erleben und wir verabschieden uns. Du hast bei Deinen handgezeichneten Geburtstagsgrüßen und Neujahrskarten immer diese heute etwas wenig zeitgemäß klingende Anrede verwendet … Kollege. Und so wollen wir verbleiben.

Es verabschieden sich die Kolleginnen und Kollegen
des Bundes Bildender Künstler Vogtland.

Lothar Rentsch – Portrait